Regenbogenpresse

By Stadtsalat - december 05, 2017


Mein Umzug hat mich in eine andere Staatsform verschlagen. Von einer förderalistischen Republik bin ich in ein Königreich gezogen.
Von Nüchternheit nach Pomp und Gloria.
Kleiner Scherz. Wahrscheinlich gibt es kein nüchterneres Königshaus als die Oranjes.
Trotzdem ist ein Unterschied zwischen Deutschen und Niederländern spürbar.
Das liegt im Wesentlichen daran, dass man als Deutscher, im Gegensatz zu den Niederländern, quasi staubtrockene Nüchternheit in seine DNA eingebrannt hat. Es ist logisch, ich bin versucht zu sagen- alternativlos-  dass auch unser Staatsoberhaupt diese Eigenschaft in geradezu beispielhafter Weise verkörpert.
Skandale in Form von Alkohol und Liebschaften sucht man vergeblich.
Teutonische Nüchternheit trifft zusätzlich auf einen eklatanten Zeitmangel.
Denn ein großer Teil von Merkels Tagesablauf wird schon davon bestimmt Koalitionspartner auf Spur zu bringen, beziehungsweise sie durch lähmendes Nichtstun auf Nanopartikelgroesse zu zermürben.

Neben diesen offiziellen Aufgaben der Kanzlerin, ist leider auch ihr Privatleben überhaupt nicht regenbogenpressetauglich.
Allenfalls fanatische Wanderfans werden sich entzückt Merkels jeweiliges Outfit anschauen.
 
Ein Königshaus hingegen, gibt auch den alltäglichsten Begebenheiten den gewissen Glanz und taugt somit als stehter Quell für schicke Fotos, aufregende Halbwahrheiten und unglaubwürdige Gerüchte. 
Und bei aller Nüchternheit, gibt es in Deutschland doch anscheinend Bedarf nach mehreren Regalmetern mit 'Royality- News'.
Daher sind wir als Deutsche sehr dankbar, für die zahlreichen Verbindungen unseres alten Adels zu den Niederländern. Das dünne Seil der entfernten Verwandtschaft, ist Begründung genug, um Ereignisse genau auszuleuchten und mit einem gewissen Interesse zu verfolgen.
Man könnte es auch schlicht Neugierde nennen, aber so profan würde man dies unter Royalty-Fans natürlich nie sehen.

Und gerade bei offiziellen Ereignissen fällt auf, wie sehr eine Republik gegen ein Königreich abstinkt.

In Berlin stapfen beige Kurzmäntel durch Novembergrau, schütteln dem ausländischen Besuch die Hand und posieren anschließend für die drei Pressevertreter. Die einzigen anderen Menschen, die an diesem Tag überhaupt erschienen sind.

Maxima hingegen wird vorgefahren und entsteigt graziös dem royalen Acht- Spänner.
Ihre königliche Designerrobe bewegt sich schwer im Wind, während die Brilliantbesetzte Krone in der Frühlingssonne glitzert.
Sie streicht sich durch ihr perfekt frisiertes Haar, um sodann den anwesenden Untertanen hold zuzuwinken und bei einem Bad in der Menge Blumensträuße von Kindergartenkindern entgegenzunehmen.

Danach hat sie Zeit jemanden huldvoll die Hand zu geben, graziös Bänder durchzuschneiden
oder elegant Standbilder zu enthüllen.

Das alles vor den Augen der gesamten internationalen Klatschpresse, die zu diesen Gelegenheiten mehrere Terabytes Fotos macht.

Diesem kurzem Auftritt entspringt normalerweise auch genug Textmaterial, um die Seiten für mehrere Wochen zu füllen. Wobei gilt: je länger her, desto Müll.

Irgendwann kommt wieder der Punkt an welchem die Verwandschaftsverhältnisse durchgekaut werden, in der Hoffnung, dass der verstoßene Cousin des königlichen Schwippschwagers noch einmal ein Interview gibt.
Dann ist strenggenommen wieder höchste Zeit für die nächste Schiffstaufe oder Krankenhauseinweihung mit Teilnahme ihrer Majestät.

Sympathischerweise macht Maxima aber trotzdem den Eindruck, als würde ihr das alles Spass machen. Gleichzeitig beschleicht einen manchmal das Gefühl, dass auch ihre Hoheit wahrscheinlich den Abend mit Wollsocken und einer Tüte Chips auf dem Sofa verbringt. Mit einem kühlen Blonden in der Hand, liest sie dann Willem- Alexander die neusten Klatschartikel über ihren nachmittäglichen Repräsentationstermin vor.

Mit Tränen in den Augen erinnern sich die Alten an frühere Zeiten, in welchen das lechzende Publikum nicht über Termine, sondern über die menschliche Abgründe bei Königs informiert wurde.

Da gab es zwielichte Verbindungen in das Drogenmilieu (Mabel), Alkoholgelage (Prins Pilsje aka. Koning Willem- Alexander) und zahllose Liebschaften und unehehliche Kinder (Prinz Bernhard).

Man kann nur hoffen, dass die grosse Nüchternheit nicht noch weiterzunimmt.
Auch schon im Lichte der Völkerverständigung. Denn dann sässen deutsche Rentner nachrichtentechnisch irgendwann völlig auf dem Trockenen.
Oder müssten sich obskuren deutschen Könighäusern und deren Adoptivadeligen zuwenden.
Das kann doch keiner wollen.

In der Regel haben jene Royals am meisten Zuspruch, welche aus der Reihe tanzen.
Denn: Wer will schon William sein, wenn er auch Harry sein könnte?

Wahrscheinlich ist das nach der Vernunftwelle von Minimalismus, Zero Waste und Sukkulenten, the next big thing: Eskapismus Royal.

Ich plädiere dafür- gerade als Königshaus- die Sau mal wieder so richtig rauszulassen. Krachende Parties, Schampusbrunnen, geheime Verstrickungen.
Denn merke: egal was passiert: abgewählt werden kann hier sowieso keiner.

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