Der Berg ruft

By Stadtsalat - december 19, 2017

Es schneit.


An und für sich nix ungewöhnliches- aber doch: es kann doch nicht wahr sein.
6 Jahre lebe ich in den (zugegeben nicht besonders hohen- aber dennoch) Bergen und nichts passiert- kaum ziehe ich in die Niederlande klappt es.

Jahrelang habe ich meinem niederländischen Mann von den sagenhaften Wintern meiner Kindheit in Deutschland vorgeschwärmt. Meterhohe Schneeverwehungen. Schlittenfahren von November bis April. Und natürlich wochenlang Kaiserwetter.

In meinem Erinnerungen brauchten wir als Kinder im Winter eigentlich nur ein Kleidungsstück- und das war der Schneeanzug.

So was trug in den 80' und 90' jeder bis er 15 war.

Ich weiss gar nicht, ob es das heute noch in den entsprechenden Grössen gibt.
Schick Ballonseide mit ordentlich Polyester drunter und schon gings los auf dem Bob.

Unsere Schlittenwiese wurde im Sommer von Kühen kurzgehalten und ganzjährig von Maulwürfen durchpflügt. Entsprechend war das Profil.
Da sind selbst die Härtesten nicht allzuoft nur auf einer Tüte runtergerutscht.

Das schönste an der riesigen Wiese, war aber ein Baum.
In jeder Saison sind mehrere Kinder dagegen geknallt. Und das, obwohl man sich dafür extra Mühe geben musste.

Die erfolgreichste Methode sah dabei so aus:
Zwei Kinder auf Holzschlitten klemmen. Dabei am besten das Große nach vorne.
Hektisches Gelenke mit den Füßen von beiden Fahrern.

Zum Glück ist nie etwas Ernsthaftes passiert.
Man musste halt in der Mitte bleiben und frühzeitig bremsen. Das war eigentlich immer angebracht, schon allein, um dem Stacheldraht am unteren Ende der Weide zu entgehen.

Als wir in Deutschland gewohnt haben, habe ich meinem Mann einen Schlitten geschenkt.
Der musste auch erst einmal lernen damit umzugehen.
Natürlich ist er als Kind auch Schlitten gefahren.
Beziehungsweise: gezogen.
Seine Eltern haben ihn auf dem Bürgersteig gezogen.
Die Idee, dass man mit dem Ding auch einen Berg herunterfahren könnte, ist ihm nie in den Sinn gekommen. Die hatten ja damals nix in den Niederlanden. Noch nicht einmal Berge.

Jedenfalls fährt er jetzt Schlitten. Im Rahmen seiner Möglichkeiten. Dank mangelnder Erfahrungen kann man beobachten wie ein 4- jähriger Junge im Körper eines 36- jährigen den Berg runterschüsselt.

Präzise Beinarbeit macht es möglich, dass Gefährt und Fahrer am Ende wie eine einzige Schneeverwehung aussehen.

Was zum kompletten Glück fehlt, ist eigentlich nur noch ein Schneeanzug.

Den gibt's nächstes Jahr.

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