Le gourmand hollandaise

By Stadtsalat - februari 01, 2018

Essen.
Egal wie sehr man in seiner privaten Parallelwelt lebt, ernähren muss man sich doch und so kommt man ganz ohne Zweifel in Kontakt mit der nationalen Küche. Während die französische so betörend gut ist, dass man einen Besuch nie wieder vergisst, und die Englische auf ihre Weise auch ähnlich einprägsam, kann man dies über die niederländische nicht sagen. Wer kennt schon ein niederländisches Gericht?

Es gibt nur wenige Sachen, die Fremden einfallen, wenn sie gefragt werden, was hier wohl geerntet und weiterverarbeitet wird.

Aber auch hier gibt es, genau wie in jedem anderen Land, abstruse Dinge, verwunderliche Kombinationen und Rezepte, die es irgendwie nie über die Landesgrenzen geschafft haben.

Meine persönliche Top Liste nach zehn Jahren Holland ist:

Frietjes Oorlog.
Wer wollte seine Pommes nicht schon immer mal mit Curry Ketchup, Mayonnaise, Erdnussbuttersauce und Zwiebeln essen?
Alle Beilagen werden einfach auf die armen Pommes gehäuft und am Ende sieht es so aus wie es heißt, nämlich nach 'Pommes Krieg'.
Kleine Anmerkung: seit einiger Zeit läuft das hier auch unter 'Patat speciaal'. Vielleicht ist einfach schon so lange Frieden, dass keiner mehr Kriegspommes essen mag.

Frietjes mit Knackwurst und 'appelmoes' (Apfelmus).
Gibt es gerne als Kinderteller.
Warum, warum, warum?
Ein innerer Drang scheint die Holländer zu zwingen überall 'applemoes' drauf zu schmieren oder bei zu reichen. Mir wurde oft, und auch ziemlich glaubhaft versichert, dass das doch lecker sei. Allerdings halte ich das noch für eine ausgefuchste Lüge. Vermutlich muss man schon mehr oder weniger mit 'applemoes' in der Milchflasche aufgezogen worden sein, um diese Pampe bei - absolut jedem- Gericht als Beilage zu servieren.

Broodje gezond.
Das klingt nach schlank, fit und gesund. Irgendwie klingt es auch so ganz und gar nach den '90.
Und wenn dieses Brötchen eines nicht mit einem macht, dann ist es schlank, fit und gesund.
Ein pappiges Brötchen wird mit einem Hauch von Salat belegt, um dann mit einer weiteren Kombination aus Kochschinken, Käse und einem hartgekochtem Ei verziert zu werden.
Damit das aber auch ja nicht zu leicht und bekömmlich ist, wird noch ein Glas Mayonnaise in das Brot gepumt und fertig ist der Pausensnack. Mmmmhhh. Fühlt man sich direkt 5 Kilo leichter.

Da darf's dann natürlich auch gerne noch ein Dessert sein.
Zum Beispiel ein 'Beschuitje'- auch so ein Gebäck das es nicht über die Grenze geschafft hat- vermutlich ist es vorher zerkrümmelt- mit 'Spekuloos'. Dieser wunderbare Brotaufstrich schafft es fast vollständig aus Zucker und Fett zu bestehen.
Er schmeckt nach Spekulatius und es gibt ihn auch in der Variante mit Krümmeln drin.
Es klingt absolut widerwärtig, allerdings ist das Suchtpotential doch erstaunlich groß und wenn man sich einmal überwunden hat das Zeug, in Farbe und Konsistenz Fensterkitt nicht ganz unähnlich, auf sein Brot zu schmieren, wird man eigentlich nie wieder richtig loskommen.

Für die älteren gibt es noch die Variante, sich den Spekulatius gleich direkt aufs Brot zu legen.
Das wird hier wirklich so gemacht. Und zwar das ganze Jahr. Ja, auch im Sommer und ja, auch bei 35 Grad im Schatten.  365 Tage wird hier Spekulatius verkauft, damit der geneigte Niederländer ihn frühstücken kann. Es gibt sogar Exemplare, die vorher auf dem Spekulatius noch einen Löffel Kaffee verteilen.

Bei Frühstücken selber gibt es auch noch die Möglichkeit ein wenig Zeit zu sparen. Nämlich mit Brinta. Dem Topprodukt für alle, die es eilig haben. Brinta steht für BReakfast INstant TArwe. Also 'Instant Frühstück Weizen'.
Diese leckeren Flocken kann man sich in seine Milch rühren.
Yammie. Ich kenne niemanden, der das isst.

Es gibt aber natürlich auch Einflüsse von außen, die gnadenlos dem niederländischen Geschmack angepasst wurden, es allerdings danach nie wieder aus diesem Land geschafft haben.

Zum Beispiel die Pizza Shoarma.
Da hat man einfach die italienischen und türkischen Elemente des Essens zusammengefasst.
Da es da eigentlich nicht so viel zusammenzufassen gibt, wurde hier etwas- manche sagen brutal, ich sage: nonchalant- vorgegangen.
Man nehme einfach den Inhalt eines Döners und drapieren diesen, nicht wie gewöhnlich in ein Fladenbrot, sondern- mmmmhhh, lecker, auf eine italienische Pizza.
Ich persönlich habe diese Variante nur ein einziges Mal gegessen. Da habe ich noch nicht lange hier gewohnt und wusste nicht was mich erwartet, wenn ich eine 'Pizza Fisch' nehme.
Ein Gericht direkt aus der Hölle.
Die Döner -Pizza wird zur Calzone zusammengeklappt und obendrauf eine Olive als Auge drapiert. Ich muss sagen, wenn ich das jetzt so niedertippe, weiß ich eigentlich auch nicht mehr, warum ich das damals überhaupt bestellt habe.
Naja, wir können heute noch herzlich darüber lachen.
Immerhin etwas.

Ich hoffe, dass es den Laden nicht mehr gibt.

Und jetzt noch am Schluss den Auslöser für diese Liste.
Nämlich die 'Jubiläumssoße' des örtlichen Saucengiganten. Dort wird nach eigener Aussage der 'herrliche Geschmack von Curry Ketchup, Friteesaus und 35% Zwiebel ' in EINER Flasche serviert. Das soll, laut Eigen- PR, der 'Neue Klassiker' werden.
Ja, ja ein Klassiker. Anders kann man auch nicht erklären, warum Leute das essen sollten. Außer mit dem Argument, dass das schon immer so war. 'Iss deine Speciaalsaus! Das haben Opa und Papa auch schon gemacht! Und du schaffst das jetzt auch!'

Ich sage: 'Mmmhh. Lecker! Und: guten Appetit!'

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