Die weltbeste Einbürgerungsmethode

By Stadtsalat - februari 25, 2018

Durch einen Zufall habe ich die weltbeste Einbürgerungsmethode entdeckt.

Nachdem ich schon über ein Jahrzehnt zwischen den Niederlanden und Deutschland hin und her pendele ist sie mir quasi- on the road - zugeflogen gekommen.

Denn, wenn man auswandert, steht man immer wieder vor der schönen Herausforderung, Sprache und Kultur kennenzulernen und so tief einzutauchen, dass man nicht mehr als Zugezogener identifiziert, sondern als Einheimischer anerkannt wird.

Bis dahin ist es aber eventuell ein langer Weg.

Und der wird auf beiden Seiten der Grenze immer mit vielen netten Fragen und Situationen garniert.
Nach einer Weile ist man aber ganz gut vorbereitet.

Denn je nach Fantasie und Humor des Gegenübers, wird an der ein oder andere Stelle ein Schnörkel mehr gesetzt, aber das eigentliche Gerüst sieht so aus:

  • Die Kontaktaufnahme

Meistens hat man gleich ein Thema, wenn man sich als Zugezogener outet.

Da man quasi neu und aller Wahrscheinlichkeit in allen Sachen unwissend ist, sinken die Hemmschwellen und man wird einfach hemmungslos zugeblubbert.
So finden sich viele Gesprächspartner, die sehr interessant sind.

  • Die Sprachkenntnisse

Der Gesprächspartner bemerkt flott, dass ich niederländisch spreche und freut sich. Schließlich könne ich mich jetzt mit allen Niederländern auf der gesamten Welt unterhalten.

Das ist eine reizende Aussicht.
Das Projekt gehe  ich dann an, wenn ich meine weitläufige niederländische Verwandtschaft abgeklappert habe.

So passiert das natürlich nur wenn ich in den Niederlanden bin.
Erwähne ich hingegen in Deutschland, dass ich in Holland wohne, heimse ich viel Lob für mein akzentfreies Deutsch ein.

Darüber freue ich mich immer von Herzen.
Es hätte schließlich sein können, dass ein niedersächsisches Platt mein Sprachzentrum beherrscht.


  • Das Herkunftsland

Hier tun sich auf niederländischer Seite viele Fragen auf. Meistens wird sich aber auf die Folgenden konzentriert:

'Ach, du kommst aus Deutschland?'
'Was? Du musst drei Stunden fahren?'
'Habt ihr auch ein Oktoberfest?'
'Hast du auch ein Dirndl?'

Das Dirndl scheint sie wirklich zu faszinieren.
Beim Karneval hatten sich einige Niederländer in vermeintlich bayrische Tracht gehüllt.
Kind Eins hat sie erst ungläubig angestarrt.
Danach hat sie sich eine ganze Viertelstunde beömmelt- und das als halbe Niedersächsin!


Allerdings, es gibt auch Dinge die nicht so gut klappen.

Daher hier die TOP 3 der blödesten Situationen und Fragen:

  • Die Kontaktaufnahme

Meistens hat man gleich ein Thema, wenn man sich als Zugezogener outet.

Da man quasi neu und aller Wahrscheinlichkeit in allen Sachen unwissend ist, sinken die Hemmschwellen und man wird einfach hemmungslos zugeblubbert.
So finden sich viele Gesprächspartner, die sich für interessant halten.


  • Die Sprachkenntnisse

Der Gesprächspartner bemerkt flott, dass ich niederländisch spreche und fragt, warum ich mich damals dafür entschieden habe.
Denn wenn ich schon eine Fremdsprache lerne, hätte ich ja etwas nehmen können, was mehr Menschen sprechen.
Zum Beispiel Chinesisch.

Ja, das stimmt natürlich.
Damit hätte ich zum Global Player aufsteigen können.

Es hätte aber auch den Nachteil gehabt, dass ich zuhause eher schlecht verstanden würde.

Outet sich hingegen mein niederländischer Mann in Deutschland, kriegt er kein Lob für seine Mühe.
Denn in Deutschland sprechen wir: Deutsch!
Und bitte nicht so stark nuscheln, der Herr!

Gerne wird er auch von freundlichen Mitbürgern in der korrekten Benutzung von Personalpronomen und reflexiven Verben im Plusquamperfekt unterwiesen.

Er freut sich immer sehr und nuschelt ein Dankeschön.

  • Das Herkunftsland

Hier tun sich auf deutscher Seite viele Fragen auf, meistens wird sich aber auf die Folgenden konzentriert:

'Ach, du kommst aus den Niederlanden?'
'Was? Du musst drei Stunden fahren?'
'Wo ist denn dein Wohnwagen?'
'Kannst du mir ein bisschen Gras mitbringen?'
'Du weißt aber schon, dass es Holland wegen der globalen Erwärmung bald nicht mehr gibt, oder?'

Da bin ich immer sehr froh, dass ich jetzt in Holland wohne.
Wo es dieses hübsche Land noch gibt.

Es sei übrigens an dieser Stelle kurz erwähnt, dass die Nordsee, aller Wahrscheinlichkeit nach, nicht an einer Landesgrenze stehen bleiben wird, um ihren Pass vorzuzeigen und freundlich nach Einlass zu fragen.


Soweit, der bisherige Stand. Ich bin davon überzeugt, dass die Zukunft noch den einen oder anderen kulturellen und sprachlichen Knallbonbon vorhält.

Bis dahin pflege ich meinen Akzent und versuche die drängendsten Fragen zu klären:

Warum wird man von 2 Scheiben deutschen Brotes länger als 3 Minuten satt?
Warum versucht es Holland immer wieder mit dem Fußball und dem Pokal?

Die Antworten stehen in keinem Sprachlehrbuch.
Die lernt man nur auf dem ganz harten Weg und bei vollem Einsatz kennen.
Nämlich zu später Stunde am Küchentisch bei Freunden.

Das ist auch überhaupt die einzige Einbürgerungsmethode, die ich komplett uneingeschränkt jedem ans Herz legen kann.

Das mit dem deutschen Brot konnte ich bei den Gelegenheiten auch immer ganz gut darlegen.
Das leuchtet ja auch schnell ein.

Nur diese andere Sache, die konnte mir bisher keiner so richtig erklären.





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