Burgerbrot

By Stadtsalat - november 30, 2017

Jede Nation hat ja angeblich ihr ganz besonderes Talent, was das Essen machen betrifft.
Theoretisch müsste man für einen kulinarischen Top- Tag einmal quer durch die Europäische Union fahren.
Hat man erst einmal das Top- Produkt gegessen, ist es natürlich schwer den Standard wieder nach unten zu verlassen.
Zahllose Tränen rinnen in aller Welt, ob der grossen Vielfalt und des besonderen Geschmacks des deutschen Brotes, über die Wangen. Auch ich bin versucht, regelmäßig in das viel zu fluffige und anscheinend nur aus Luft und Zuckercouleur bestehende niederländische Brot zu schnäutzen.
Durch eine jahrelange Testreihe habe ich herausgefunden, dass das Brot die Flexibilität eines Flummis hat, allerdings auch ähnlich gut schmeckt.
Es kann mehrere Wochen in Damenhandtaschen gequetscht werden, um dann, nach seiner Befreiung, sprunghaft in die alte Form zurück zu finden und sich brav mit mehreren Scheiben alten Käses belegen zu lassen. Der Qualitätsverlust über die Wochen hinweg, ist minimal.
Um jeglicher Anstrengung zu entgehen, wird das Brot auch eigentlich komplett ohne Rinde gebacken. Die Herstellung ist dabei so rätselhaft, dass nur die anscheinend besonders pfiffigen niederländischen Bäcker das bisher hingekriegt haben. Hier wird es vom Kunden in aller Regel goutiert.
Falls man einmal keine Lust auf Brot haben sollte, kann man immer noch auf Brötchen ausweichen. Einzige Anmerkung hierzu: in den meisten Fällen ist sogar das pappige McDonald's Burgerbrötchen knuspriger.

Dafür gibt es hier natürlich andere leckere Sachen. Allerdings sollte man sich langsam rantasten.
Meine deutschen Kollegen lagen nach einem niederländischen Frühstück erst einmal platt.
Dabei gab es noch nicht einmal Muscheln, sondern nur die Standard Sachen: Hagelslag in allen Formen und Farben, Erdnussbutter, Spekulatiuscreme und natürlich Käse.
Im Wesentlichen also Sachen die aus Fett und Zucker bestehen. Lecker!
Damit man beim Verzehr ein nicht ganz so schlechtes Gewissen hat und gleichzeitig auch die überschüssige Energie verbrennt, werden viele Sachen so designt, dass sie zerkrümmeln (Beschuitjes), vom Brot hüpfen (Muisjes) oder eigentlich unmöglich zu essen sind (Tompoes).
Das sorgt dafür, dass man eigentlich die halbe Zeit unterm Tisch verbringt, um aufzusammeln (Muisjes), wegzusaugen (Beschuit) oder aufzuwischen (Tompoes). So bringt man Nahrungsaufnahme und Sport auf eine zwanglose Weise zusammen und ist anschließend nicht nur gesättigt, sondern mit der Flexibilität eines jungen Fohlens gesegnet.
In eine ganz besondere Zwickmühle kann man Menschen mit 'Beschuit met Muisjes' bringen. Diese kleinen Anisperlen auf einer Art Zwieback, werden in den Niederlanden traditionell den Besuchern eines frischgeborenen Säuglings angeboten.
Nur jahrelange Übung ermöglicht ein einigermaßen kleckerfreies Essen. Deutsche Nachbarn und Bekannte hingegen, werden komplett verkrampft auf der Sofakante balancieren und versuchen möglichst wenige Muisjes unter selbige kullern zu lassen.
Wobei Erfolg hierbei natürlich nahezu ausgeschlossen ist.
Beim Anblick des hochroten Besuchs lacht sich der Niederländer wahrscheinlich heimlich ins Fäustchen: Tja, hättest du dich mal nicht über mein Brot lustig gemacht!








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