Königsmacher

By Stadtsalat - november 25, 2017

Man stellen sich vor: man hat ein Talent, man arbeitet dran, man macht was draus, man wird König seiner Nische. Und trotzdem. Der Erfolg bleibt überschaubar.
Statt nationaler Anerkennung eröffnet man drittklassige Weihnachtsmärkte. Begleitet vom regionalen Rundfunk. Statt top ten wieder nur Konzert in der Stadtsparkasse.
Statt NY Fashion Week, Katalogmodel.
Das ist aber noch eine gute Option. Der Sohn des örtlichen Textilhändlers meiner alten Heimat musste zu Schulzeiten auch vor die Kamera.
Als Herrenmodel.
Für die Werbebroschüren des väterlichen Geschäftes.
Die Zielgruppe war mindestens 40 Jahre älter und die Klamotten entsprechend.
Mit welchem Gefühl der morgens in die Schule gefahren ist, wenn klar war: heute ist es wieder soweit. Der Stadtanzeiger wurde mit Werbebeilage verteilt.
Sicher ist: den haut wahrscheinlich nichts mehr so schnell um.

Ähnliches Selbstbewußtsein muss man wahrscheinlich auch als niederländischer Weinbauer besitzen.
Aber immerhin steht das Produkt jetzt unter EU Schutz. Wobei hiermit bewiesen ist, dass selbst eine so große Institution auch Augen für die kleinen Anliegen hat. Sozusagen für die Könige der Nische. Wobei- so ehrlich muss man sein -die Nische doch arg überschaubar ist.
Und der Werbeerfolg mit EU- Siegel ähnlich gross sein dürfte, wie bei unserem frühreifen Model für das familiäre Modehaus.
Das Geschäft gibt es übrigens noch. Den Omis war es wahrscheinlich egal, wer Vatis Hemden präsentiert. Der ökonomische Erfolg ist da erst gefährdet, wenn die Zielgruppe komplett entschlafen ist.
Beim Wein hingegen muss man sich fragen, wer da eigentlich grundsätzlich die Zielgruppe sein soll.
Auf jeden Fall hat er es von den Niederlanden bis nach Brüssel geschafft. Ganz ohne Model. Auch eine Leistung.
Vielleicht ist der Schutzstatus aber auch eine verzweifelte Gegenwehr eines belgischen Beamten, der jahrelang vom Hersteller kistenweisen mit dem Rebenprodukt versorgt wurde.
Verwandte, Bekannte und Freunde haben nur noch den Wein als Präsent gekriegt und schlussendlich wurde der Beamte nirgendwo mehr eingeladen, weil Gastgeber sich vor seinem Mitbringsel fürchteten.
Jetzt hat er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das Geschenk wurde massiv aufgewertet.
Und wenn er Glück hat, lässt der Weinbauer ihn jetzt endlich wieder in Ruhe sein belgisches Pils trinken.
Denn belgische Biere- das sind natürlich die wahren Könige der Nische.




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