Mombie

By Stadtsalat - november 29, 2017

Mit rotumränderten Augen streife ich unruhig durch die Nacht.
Auf der Suche nach quengelden Kindern, verlorenen Schnullern und nassen Windeln.
Gnadenlos bohren sich Duploklötze, Bügelperlen und Holzgabeln in meine Fußsohlen.
Doch ich spüre nichts. Ich bin auf nächtlicher Mission.
Ich bin ein Mombie.
Eine grauenvolle Mutation zwischen Mutter und Zombie, geschaffen von vier unbarmherzigen Frankensteins.
Die Personifizierung des schwarzen Lochs. Jegliche zugeführte Energie verpufft sofort und ohne Umwege.
Die Körperspannung eines nassen Sacks trifft auf die Eloquenz eines Meters Feldweges.
Das Sozialleben verkümmert zusehends und die Verwandlung in einen Grottenolm steht kurz bevor.
Nur ab und zu trifft man sich, nach Einbruch der Dunkelheit, in den Brutstätten der Frankensteins, um auf zu kleinen Stühlen, den Wissenstand der Nachkömmlingen mit deren Meistern zu besprechen.
Völlig entkräftete Mombies versichern sich dort gegenseitig, dass dies 'alles nur eine Phase' sei.
Es zirkulieren in diesen Kreisen auch wiederholt Berichte über Überlebende. Es werden Aussagen getätigt, die besagen dass diese Überlebende 'stärker seien als vor der Krise',  dass 'sie viel über sich gelernt hätten' und 'nun wüssten, wer wahre Freunde sind'.

Angeblich hat man eine reelle Chance auf Rückverwandlung zu einem selbständigen 8- Stunden Nachtschläfer, wenn die Frankensteins kurz nach Erlangung des Erwachsenenalters das Haus verlassen.
Doch aufgemerkt: je früher sich das eigene Frankenstein reproduziert, desto höher ist das Rückfallrisiko.

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