Party- Popper

By Stadtsalat - november 24, 2017

Wer nach einer Möglichkeit sucht, auch im fortgeschrittenen Alter und einem Bauchansatz, der den Umfang eines Dad's Bod schon leicht überschreitet, frenetisch bejubelt zu werden, dem sei eine Karriere als Sinterklaas ans Herz gelegt.

Wir leben in einer feierwütigen, südniederländischen Stadt, die eigentlich in ihrem Herzen nicht nur zur jeweiligen Session den Karneval feiert, sondern - geschickt, geschickt- es verstanden hat, auch alle anderen Feiertage in eine karnevalistisches Geiselhaft zu nehmen und Party zu machen.
Damit dieses wertvolle Kulturerbe nicht verloren geht, sondern ganz im Gegenteil, immer weiter verfeinert werden kann, bietet es sich natürlich an, schon die Allerkleinsten zu infizieren.
Und das geht eigentlich am einfachsten, wenn man eine sowieso schon positiv besetzte Figur als Vehikel nimmt.
In diesem Fall: Sinterklaas.

Was in Deutschland als betulicher Weihnachtsmann daher kommt, der die Kinder in der Spielgruppe überrascht und verschiedenste Leistungen wie Blockflöte spielen oder Gedichte aufsagen erwartet, um Äpfel, Nüsse und Orangen zu zustecken, wird hier doch mal ein bisschen anders interpretiert.

Sinterklaas ist ein Partyboy der aufs Ganze geht.
Mit einer Armada an schwarzen Pieten, landet er in den verschiedensten Städten in den Niederlanden an. Jeder noch so popelige Stadthafen kann gerne dazu genutzt werden. Landesweit wird es übertragen, wenn er, wie dieses Jahr in Dokkum, endlich von seiner langen Reise aus Spanien ankommt. Und das wurde dieses Jahr von 2 Millionen (!) Menschen live am Fernseher verfolgt.

Nachdem er also gesichert im Lande ist, werden die kleineren Haefen abgeklappert.
Das Prozerde ist dabei immer gleich:
Ein Haufen Boote läuft auf den Hafen zu, indem schon bis auf den letzten Quadratzentimeter aufgedrehte Kleinkinder stehen. Damit die aber auch noch mal so richtig in Schwung kommen und abgehen, heizen die Pieten auf den ersten Booten den Kinder nochmal so richtig schön ein.
Kurz vor Tinnitus und ersten Ohnmachtsanfällen kommt dann auch endlich Sinterklaas auf Boot vier.

Alle rasten aus.
Party, Party, Party.
Wer brav ist, darf Sinterklaas sein Pfötchen geben und guten Tag sagen.
Schwarze Piete laufen durch die Menge und beschmeissen die Kinder mit Pepernoten.

Als Norddeutscher kann man beim ersten Mal eigentlich nur daneben stehen: WTF!
Kind müsste man sein.
Wenn man mit vier schon so kalibriert wird- wie cool kann es dann nur weiter gehen?
Das Leben als Party- Popper.

Vielleicht zeigen sich hier auch schon einfach die Unterschiede.
Während in Deutschland ein alter Mann daher kommt, wir brav "Oh Tannebaum" intonieren, und dafür eine Handvoll Nüsse oder einen schon leicht angedätschten Schokoweihnachtsmann kriegen, gibt es hier ein grosses Hallo fuer den heiligen Mann, jeder schmeisst mit Keksen um sich und es wird wochenlang gefeiert.

Wie feiert der Weihnachtsmann eigentlich so richtig? Hat man ihn schonmal beim Partymachen erwischt? Zum Beispiel an seinem Geburtstag?
Bislang sah das doch vermutlich eher so aus: Rotwangig sitzt er auf seinem Samtsofa, hebt ein Eierlikörchen, verputzt noch ein Stück Frankfurter Kranz, klopft sich auf seine Wampe und schnauft leise: HO HO HO.
So, wie es sich in seinem Alter geziemt.

Hier hat am Sonntag Sinterklaas Geburtstag.
Er feiert auf der Partymeile.
Mit allen.
Ich glaub da geht was.




  • Share:

0 reacties

Ich freue mich über Kommentare