Überman

By Stadtsalat - januari 15, 2018

Es gibt eine wissenschaftliche Theorie, die immer mal wieder in der Praxis getestet wird. Sie lautet 'Überman', und basiert im Wesentlichen darauf, möglichst lange mit unterbrochenem Schlaf zurecht zukommen. Befürworter plädieren, dass sie viel mehr Zeit, im Vergleich zu einem gewöhnlichen Schlafrhythmus, haben. Und in dieser Zeit nicht etwa wie schlaffe, übermüdete Zombies rumhängen, sondern total produktiv und kreativ sind.

Ich frage mich, warum man das unbedingt tatsächlich testen muss.

Denn fragt man einen durchschnittlichen Mensch, der sich um Kinder zwischen 0 und 3 kümmern muss, wird er einem mit zahlreichen, farbigen Details die unterschiedlichen Modelle erklären.

Modell Eins.

Der Durchschläfer.

Dieses Modell ist auf dem legalen Markt quasi nicht verfügbar und daher mit aller Wahrscheinlichkeit eine Lüge.
Eltern die Gegenteiliges behaupten, werden als Strafmaßnahme die nächsten 2 Familienurlaube bei Toys'R'Us verbringen.
Ohne Kreditkarte.


Modell Zwei.

Der Nicht- Einschläfer.

Gängiges Modell, welches allerdings in unterschiedlichen Nörgelstufen ausgeliefert werden kann. Die Grundausstattung besteht aus einem Kind, welches quasi, mit Anziehen des Schlafanzuges, plötzlich und auf unerklärliche Weise, überhaupt nicht mehr müde ist. Während es beim Abendessen noch fast in sein Käsebrot gefallen wäre.

Zur Vermeidung des möglichst baldigen Aufsuchens der Bettstatt, entwickelt das Kind ausgeklügelte Strategien.
Die Vorwürfe klingen wie die eines drittklassigen Hotelbewerters in der Nebensaison:

'Mir ist kalt'.
'Mir ist warm.'
'Es ist zu hell.'
'Es ist zu dunkel.'
Quasi alles in der Umgebung kann als Störfaktor herhalten.

Aber auch innere Vorgänge können genutzt werden.
'Habe Durst.'
'Habe Hunger.'
'Ohhhhh-jetzt muss ich aber nochmal Zähne putzen.'

Die Anzahl und der zeitliche Abstand der einzeln vorgetragenen Schlafhindernisse, ist proportional an das durchlässiger werdende Nervenkostüm der Eltern gekoppelt.
Hierbei gilt: Je öfter, je später und je abstruser, desto löcheriger das Kostüm.

Allerdings lässt auch die Logik der Fragesteller dann immer mehr zu wünschen übrig.
Das führt zu Dialogen wie:

'Ich sehe nichts. Ich brauche eine Taschenlampe.'
'Dann nimm doch die, die in deinem Bett liegt.'
'Dann kann ich nicht schlafen. Dann ist es zu hell.'

Ach so.

Dennoch ist dieses Modell noch ein Segen, da es seine Aktivitäten meistens an den Beginn des Abends legt und im günstigsten Fall nach der 20. Beschwerde liegen bleibt und bis in den Morgen schlummert.
Das werden einem alle Eltern bestätigen können, die in den späten Nacht bzw. den frühen Morgenstunden aus dem Schlaf gerissen werden.
Gerne ein paar Mal hintereinander, damit sich die Sache auch lohnt.

Wohl muss man für die besonders erfolgreiche Umsetzung darauf achten, dass zwischen den einzelnen Störaktionen immer so eine viertel bis halbe Stunde liegt, damit der Versorger auch gerade eben so in den Tiefschlaf abgleiten kann.

Dieses Modell kann natürlich auch gesteigert werden.
Die Anfängerstufe ist: Schnuller rein und Ruhe. Die erste Steigerungsform ist, dass das Kind noch ein ganze Weile weitermeckert.

Und die absolut erschöpfenste Stufe hat man erlangt, wenn das Kind meint: 'Oh. noch dunkel. Dann kann ich ja spielen gehen. Am besten etwas lautes und mit jemanden zusammen.
Mensch. Warum sind die alle so abweisend? Vielleicht spiele ich einfach noch lauter.'

Das ist quasi der schwarze Gürtel aller Einschlafmodelle. Und wenn man davon ein paar Jahre durchsteht, kann einem niemand mehr etwas vormachend. Man verwandelt sich in eine Mischung aus Mac Gyver und Mary Poppins.
Mit Gaffer Tape und roten Schuhen.
Nachteil ist hier natürlich, dass man dann eigentlich immer wie Mac Gyver aussieht.

Besonders viel Glück haben jedoch Menschen, die mehrere Kinder haben, welche bestmöglich unterschiedliche Schlafmodelle gewählt haben.
Da haben doch alle was davon.
Das Kind hat Quality time. Und die Eltern werden nicht durch Haushalt, Behörden oder Telefonate abgelenkt. Man macht etwas zusammen. Ganz ohne die nervigen Geschwister.

Bleibt nur noch die Frage, warum die Eltern dabei immer so verkniffen gucken und gar nichts auf die Reihe kriegen.
Denn eigentlich müssten sie doch, laut Überman, total produktiv und kreativ sein.

Wer hat da eigentlich getestet? Was für Kinder hatte der? Ich glaube bei den Modellen war etwas kaputt.
Ich schick mal meine rüber.








































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